Waldbaden - Eine gesunde Dosis Wald
Das gute Gefühl, das sich automatisch einstellt, wenn man sich in einem Wald bewegt, haben wohl viele ganz unbewusst bereits erlebt: Man wird automatisch ruhiger und entspannt sich. Der Alltag gerät in Vergessenheit. Dass diese positiven Effekte tatsächlich mit dem Wald zusammenhängen, konnte mittlerweile belegt werden. Und weltweit versucht man in zahlreichen Studien gerade, die Wirkung von Wald und Natur auf den menschlichen Organismus weiter zu präzisieren und zu erforschen. Vorreiter auf diesem Gebiet sind die Japaner, allen voran der Forscher und Mediziner Prof. Dr. Qing Li, Präsident der 2007 gegründeten „Japanischen Gesellschaft für Wald-Medizin“. Er gilt als Vorreiter und Ikone des Waldbadens und konnte in jahrzehntelanger Forschungsarbeit nachweisen, dass der regelmäßige, bewusste Aufenthalt im Wald nicht nur das Wohlbefinden steigert, sondern tatsächlich gesundheitsfördernd ist. Bereits im Jahr 1982 nahm Japan das Waldbaden deshalb als anerkannte Stress-Management-Methode in das nationale Gesundheitsprogramm auf.
Was bedeutet Waldbaden
Wortwörtlich übersetzt bedeutet der japanische Begriff Shinrin Yoku „in der Atmosphäre des Waldes baden“, was zum etwas missverständlich eingedeutschten Begriff des „Waldbadens“ führte. Denn mit Baden hat das achtsame Streifen durch einen Wald so gar nichts zu tun. Vielmehr geht es darum, den Wald auf neue Art zu entdecken und die heilsame Atmosphäre mit allen Sinnen wahrzunehmen. Das bewusste Sehen, Riechen, Hören und Fühlen öffnet die Tür für eine vollkommen neue Stufe der Achtsamkeit. Die alltäglichen Sorgen, Probleme und Befindlichkeiten werden wie von Zauberhand ausgeblendet. Beim klassischen Waldbaden liegt der Fokus auf dem Im-Wald-Sein selbst. Der Wald ist nicht bloß eine Kulisse, die man gedankenverloren durchstreift. Vielmehr geht es darum, diese Umgebung bewusst wahrzunehmen: Die Schönheit von Blättern zu sehen. Baumrinde zu fühlen oder auch mal einen Baum zu umarmen. Die herrlich frische Waldluft und den Duft des Waldes einzuatmen. Waldbaden lehrt einen, ein Auge für die Schönheit des Waldes zu entwickeln und die Atmosphäre tief in sich aufzunehmen.
Wie gesund ist Waldbaden
Erstaunlich ist, dass dieses bewusste Wahrnehmen sich tatsächlich positiv auf die Gesundheit auswirkt: Der Herzschlag wird messbar langsamer, der Blutdruck fällt, die Muskeln entspannen sich. Alles klare Anzeichen dafür, dass unser Nervensystem auf Regeneration umschaltet. Zudem filtern Bäume Schadstoffe aus der Luft, dämpfen den Schall und damit die Lärmbelästigung. Die Farben des Waldes – Grün und Braun – wirken beruhigend. Dieses angenehme Mikroklima wird von uns stressgeplagten und reizüberfluteten Menschen als wahre Wohltat empfunden. Vorher-Nachher-Messungen bei Probanden, die an Studien zum Waldbaden teilgenommen hatten, ergaben, dass das Stresshormon Cortisol durch das Waldbaden deutlich gesenkt werden konnte. Das Gehen auf dem weichen, federnden Waldboden wirkt wohltuend bei Gelenks- und Rückenbeschwerden. Und bei Schlafstörungen lassen sich durch Waldbaden ebenfalls Verbesserungen erzielen.
Neue Power fürs Immunsystem
Besonders eindrücklich ist die Wirkung des Waldbadens auf das menschliche Immunsystem: Wer sich im Wald bewegt, atmet die von Bäumen abgegebenen Terpene ein. Diese ätherischen Öle – verantwortlich für den klassischen Waldduft – werden von den Bäumen produziert, um sich vor Schädlingen zu schützen. Interessant ist, dass eben diese Botenstoffe auch das menschliche Immunsystem dazu anregen, sich besser gegen Krankheitserreger zu wappnen. Und zwar durch eine Steigerung der körpereigenen Abwehrzellen, mit denen sich unser Immunsystem gegen Krankheitserreger oder kranke Zellen zur Wehr setzt. Forscher der Nippon Medical School in Tokio konnten in einer Studie nachweisen, dass ein ganzer Tag im Wald eine 50-prozentige Steigerung der sogenannten Killerzellen im Blut zur Folge hat. Dieser Effekt war über eine ganze Woche nachweisbar. Wer sich viel und regelmäßig im Wald aufhält, kann sein Immunsystem also auf vollkommen natürliche Weise stärken.
Waldbaden selbst erleben
Im Gesundheitsresort & Spa Rosenalp lädt Heilpraktikerin Petra Schantini die Gäste zu mehreren Terminen im Jahr zum Waldbaden ein. Die ausgebildete Waldbadenleiterin erklärt, worum es ihr bei ihren regelmäßigen Streifzügen durch die Oberstaufener Wälder geht: „Mein Ziel ist es, den Teilnehmern die Natur wieder näherzubringen. Sie sollen lernen abzuschalten, sich eine Auszeit für sich selbst zu schaffen. Ich möchte ihnen Tipps mit auf den Weg geben, die sich dann auch im Alltag anwenden lassen.“ Natürlich braucht es für die zwischen 90 und 120 Minuten dauernden Ausflüge in den Wald keine Badesachen. Vielmehr sind gutes Schuhwerk und eine dem Wetter angepasste Kleidung angesagt. „Beim Waldbaden bewegen wir uns bewusst und langsam durch den Wald. Dabei zu frieren, würde das Erlebnis und die Achtsamkeit einschränken. Ich rate also dazu, sich lieber etwas wärmer anzuziehen. Speziell bei kühleren Temperaturen,“ so Petra Schantini. In der Rosenalp werden drei verschiedene Varianten des Waldbadens angeboten:
- Original Waldbaden
Bei der klassischen Version des Waldbadens liegt der Fokus darauf, die Atmosphäre des Waldes bewusst und achtsam in sich aufzunehmen. Dazu streift man langsam durch den Wald. Man versucht den Wald mit allen Sinnen wahrzunehmen, die Ruhe und Stille zu genießen und sich ihrer bewusst zu werden. Es geht darum im Hier und Jetzt zu sein. Ergänzt wird das Programm durch kleine Übungen.
- Waldbaden mit kleiner sportlicher Einheit
Ergänzt wird der bewusste Streifzug durch den Wald bei dieser Variante durch Nordic Walking oder Stretching. Gerade in der kühleren Jahreszeit verhindert die aktive Bewegung zwischendurch auch das Auskühlen des Körpers.
- Waldbaden für Sportliche
Diese Variante ist eine Kombination aus Wandern und Waldbaden. Etwas Kondition sollte man dafür mitbringen, denn es gilt auch Höhenunterschiede zu bewältigen. Ist dann zum Beispiel ein kleiner Berg erreicht, folgen klassische Übungen des Waldbadens.
Hier finden Sie weitere Infos zum Ablauf und können sich auch gleich zum Waldbaden anmelden.