Zugegeben. Ich hatte Menschen, die Nordic Walking betrieben, immer eher belächelt. Was dieses «Spazierengehen mit teils sehr unmotiviertem Stockeinsatz» – so empfand ich das Ganze jedenfalls – mit Sport zu tun haben sollte, erschloss sich mir nicht wirklich. Natürlich wusste ich, dass Nordic Walking von Langläufern, Biathleten und nordischen Kombinierern in Skandinavien entwickelte wurde, um sich im Sommer fit zu halten. Doch als eine dem Joggen zugetane Hobbysportlerin verband ich mit Sport etwas, das mich forderte und ins Schwitzen brachte. Doch die Nordic Walker, auf die ich bei meinen Joggingrunden durch den Wald immer wieder mal traf, sahen so gar nicht danach aus. Dennoch: Ich wollte Nordic Walking eine Chance geben und es zumindest mal probieren. Meine Auszeit im Gesundheitsresort & Spa Rosenalp gab mir früher als gedacht Gelegenheit dazu. Denn dort sind geführte Nordic Walking Runden ein fixer Bestandteil des Aktiv- und Fitprogramms. Eine Erfahrung, die meine Einstellung zu Nordic Walking völlig veränderte.
Ganzkörpertraining für jedes Level
In atmungsaktiver Funktionskleidung fand ich mich also mit den anderen Nordic Walkern – und allen, die es wie ich probieren wollten – vor dem Hotel ein, wo Trainer Christian bereits wartete. Ein Blick in die Runde zeigte mir: Unser Nordic Walking Grüppchen war bunt gemischt. Da gab es einen drahtigen, durchtrainierten Sportler. Einen Managertyp mit leichtem Bauchansatz. Und die doch etwas übergewichtige Dame älteren Semesters. So ziemlich jeder nur denkbare Körpertypus schien vertreten. Erste Lektion für mich, noch bevor es losging: Aha, das scheint ja wirklich für jeden was zu sein! Bestätigt wurde das umgehend durch Christian: Nordic Walking sei wirklich für jeden ideal, weil es ein effektives Ganzkörpertraining ist, das perfekt an jedes Fitness- und Konditionslevel angepasst werden kann. Kein Wunder also, dass es so viele begeisterte Anhänger hat. Ich hab mich mittlerweile schlau gemacht: Rund 25 % der Deutschen betreiben regelmäßig Nordic Walking, knapp eine Million Deutsche gehen sogar mehrmals wöchentlich Walken.
Auf die Technik kommt´s an
Christian verteilte Nordic Walking Stöcke an alle, die keine eigenen dabeihatten. Dann gab´s erst mal eine Technik-Einführung: Wie halte ich die Stöcke richtig. Wie soll die Handschlaufe sitzen, damit die Stöcke schön schwingen können. Und das absolut Wichtigste: Wie sieht der ideale Bewegungsablauf aus! Christian machte es in Zeitlupe vor und erklärte jede neuralgische Phase der Bewegung, bei der Schritt und Stockeinsatz in einer Kreuztechnik diagonal zueinander erfolgen. Als wir versuchten es nachzumachen wurde deutlich: Was kompliziert klang, war es für manche auch. Andere wiederum taten sich unglaublich leicht mit den federnden, schwingenden Schritten. Mein Mann gehörte definitiv zur ersten Gruppe und wollte nach kurzer Übungsphase bereits aufgeben. Letztlich siegte der Ehrgeiz und die Stöcke landeten doch nicht in der Ecke. Mir wurde klar: Wer Nordic Walking wirklich richtig machen will, der muss doch so einiges berücksichtigen. Dann hat das auch nichts mehr mit Spazierengehen zu tun. Dann ist das vielmehr ein sehr dynamischer Bewegungsablauf, bei dem tatsächlich der ganze Körper zum Einsatz kommt.
Anstrengender als gedacht
Nachdem der Bewegungsablauf bei allen mehr oder weniger saß, setzte sich unser Grüppchen in Bewegung. Auf ging´s, die Allgäuer Landschaft zu erkunden. Christian hatte einen landschaftlich schönen, aber einfachen Weg gewählt. Dennoch merkte ich, wie mich das Nordic Walking forderte, weil ich mich darauf fokussierte, meine Schritte und das begleitende Armschwingen dynamisch durchzuziehen. Bereits nach rund einem Kilometer war ich geläutert, revidierte meine Meinung vom «Spazierengehen mit Stöcken». Obwohl ich gut trainiert bin, merkte ich, dass sich Körperspannung und Bewegungsablauf bemerkbar machten: Ich spürte meine Schultern- und Nackenmuskulatur und natürlich meine Beine. Verständlich, wenn man weiß, dass beim Nordic Walking 90 % unserer insgesamt 656 Muskeln beansprucht werden, wie Christian fast beiläufig einstreute. Wir staunten. Und schlugen uns weiterhin alle tapfer. Schließlich taten wir hier ganz offensichtlich etwas richtig Gesundes! Und hatte man seinen Rhythmus erst mal gefunden, merkte man schnell, wie viel Spaß das Ganze machte. Vor allem aber, wie gut es tat!
Mein Aufenthalt in der Rosenalp liegt mittlerweile einige Zeit zurück. Ich schmunzle längst nicht mehr, wenn ich im Wald das typische Klack, Klack, Klack höre. Vielmehr gehöre ich nun selbst zu den 25 % der Deutschen, die sich ein Sportprogramm ohne ihre Walking Stöcke nicht mehr vorstellen können. Zwar gehe ich immer wieder auch Joggen. Mittlerweile schätze ich aber die kompakte, ganzheitliche und doch schonende Beanspruchung beim Nordic Walking fast mehr. Ich spüre regelrecht, wie sich meine Haltung während des Walkens verbessert. Die sanfte Dehnung bei jedem Schritt stärkt nicht nur meine Rückenmuskeln, sie wirkt auch mobilisierend auf meine Wirbelsäule und stärkt meine Bandscheiben. Fakt ist: Seit ich regelmäßig Nordic Walking betreibe, gehören meine Rückenprobleme der Vergangenheit an.
10 gute Gründe für Nordic Walking
- Das Marschieren mit Stöcken, das eben doch eine höchst effektive Sportart ist, hat in mir einen begeisterten Fan gefunden, der gern für sie wirbt. Für alle, die Nordic Walking noch nicht für sich entdeckt haben, habe ich hier meine Top 10 zusammengefasst, warum man es unbedingt probieren sollte. Und alle bereits überzeugten Nordic Walker können sich damit noch mal vor Augen führen, wie viel Gutes sie sich mit jeder Runde tun.
- Nordic Walking ist eine schonende Sportart, die von jedem betrieben werden kann, da sie ganz individuell an Alter, persönliche Konstitution oder das eigene Trainingslevel angepasst werden kann. Selbst wenn man für einen gemütlichen Spaziergang die Stöcke mitnimmt und den dynamischen Bewegungsablauf beibehält, ist das effektiv.
- Bei der schwungvollen Bewegung werden 90 % unserer Muskeln beansprucht. Zudem werden Herz, Kreislauf und Stoffwechsel aktiviert sowie Muskeln und Knochen gestärkt.
- Wer die moderarte aber höchst effektive Ausdauersportart regelmäßig ausübt, kann damit sein Risiko reduzieren, an Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Diabetes oder Rückenleiden zu erkranken.
- Regelmäßige Bewegung ist eine Grundvoraussetzung für dauerhaftes Abnehmen. Durch die Beanspruchung der Oberkörpermuskulatur beim Nordic Walking wird die Fettverbrennung zusätzlich angekurbelt. Im Durchschnitt verbrennt man rund 400 Kilokalorien pro Stunde.
- Wenn Abnehmen das Trainingsziel ist: Beim Nordic Walking lässt sich viel kontrollierter jener Pulsbereich halten, in dem sich der Körper seine Energie aus den eingelagerten Fettzellen holt. Es ist also geradezu ideal, um schonend abzunehmen und das Wunschgewicht dann auch zu halten.
- Nordic Walking hat positive Auswirkungen auf das Gleichgewicht, die Mobilität und ist gelenkschonend. Die moderate und dabei doch höchst effektive Ausdauersportart eignet sich somit ideal für ältere Menschen oder Übergewichtige.
- Bereits wer zweimal wöchentlich eine Nordic Walking Runde von jeweils 45 Minuten einplant, verbessert damit langfristig seine Kondition und stärkt die Muskulatur.
- Wer berufsbedingt viel Zeit vor dem Computer sitzt, der kennt das Problem des Verspanntseins. Durch den kontinuierlichen Stockeinsatz beim Nordic Walking werden verspannte Nacken- und Schultermuskeln gelockert und gestärkt.
- Ein Paar Stöcke, atmungsaktive Sportbekleidung und Sportschuhe mit gutem Profil, die dem Fuß guten Halt geben. Das ist alles, was man für Nordic Walking braucht. Im Vergleich zu anderen Sportarten ist die Ausrüstung damit nicht nur kostengünstig in der Anschaffung, sondern findet auch problemlos im Gepäck Platz, wenn man auf Reisen geht.
- Nordic Walking basiert auf einem einzigen Bewegungsablauf, der leicht erlernbar ist. Da die Technik beim Nordic Walking jedoch alles ist, ist es empfehlenswert, sie von einem ausgebildeten Trainer zu erlernen und sie auch später immer wieder mal überprüfen zu lassen. Als Gast des Gesundheitsresort & Spa Rosenalp kann man dies im Rahmen des Aktiv- und Fitprogramms übrigens kostenlos tun.
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