Prehabilitation nennt sich das Konzept, das unter Medizinern immer stärkeres Gehör findet. Zwar gibt es aktuell erst einige wenige Pilotstudien, welche die Wirkung einer bewussten und aktiven Vorbereitung auf operative Eingriffe belegen. Diese lieferten in den vergangenen Jahren allerdings vielversprechende Ergebnisse, sodass nun genauere Untersuchungen angestrebt werden. Sich mit einem maßgeschneiderten Trainingsprogramm sowohl körperlich als auch mental für eine bevorstehende Operation fit zu machen, erscheint einem im Übrigen selbst als Nichtmediziner als eine nachvollziehbare Maßnahme: Wer bereits im Vorfeld Kraft, Beweglichkeit oder Kreislauf trainiert, wird nicht nur gestärkt in eine Operation gehen, sondern auch mehr Ressourcen für die postoperative Genesungsphase zur Verfügung haben.
Belastende Situation
Operationen jeglicher Art bedeuten für Patienten in vielerlei Hinsicht eine Belastung. Neben dem Abbau der Muskulatur durch zum Beispiel längeres Liegen oder die Einschränkung der Beweglichkeit, gesellen sich Schmerzen, Probleme mit dem Kreislaufsystem, eine Beeinträchtigung des Immunsystems und – nicht zu vernachlässigen – der psychische Druck aufgrund von Ängsten vor der Diagnose und dem Eingriff. Die Prehabilitation zielt darauf ab, durch gezieltes Training und eine optimale Vorbereitung die unterschiedlichsten Körpersysteme positiv zu beeinflussen.
Professionelle Begleitung
So können etwa Muskeln, Sehnen und Bänder durch ein gezieltes Training gestärkt werden. Zu beachten ist dabei, dass je nach Operation auch die Übungen entsprechend adaptiert werden müssen. Für eine Knie- oder Hüftoperation müssen naturgemäß andere Körperpartien trainiert werden, als zum Beispiel für einen Eingriff am Herzen oder Abdomen. Um die Prehabilitation möglichst effektiv gestalten zu können, ist daher eine professionelle Begleitung durch den Physiotherapeuten empfehlenswert. Er erarbeitet gemeinsam mit dem Patienten ein maßgeschneidertes Trainingsprogramm und überwacht die richtige Ausführung der Übungen. Je früher man mit dem Training beginnt, desto effektiver ist die Vorbereitung. Moritz Klarmann, Leiter der Physiotherapie im Hotel Rosenalp in Oberstaufen: "Vier Wochen vor einem Eingriff an Knie oder Hüfte mit der Prehabilitation zu beginnen, ist ideal. Aber auch mit weniger Vorbereitungszeit lassen sich positive Effekte erzielen, die den Rehabilitationsprozess entscheidend erleichtern."
Vielschichtige Vorbereitung
Die Möglichkeiten vorbeugender Maßnahmen gehen jedoch noch weiter. Hilfreich kann es auch sein, einen Blick auf die Ernährung zu werfen: Der Muskelaufbau kann zum Beispiel durch eine eiweißreiche Kost unterstützt werden. Mit einer ausgewogenen, gesunden Ernährung lässt sich wiederum das Immunsystem stärken. Wer Zeit hat sich langfristig auf einen Eingriff vorzubereiten, der kann auch eine Heilfasten- oder Schrothkur einplanen: Beide helfen dabei, den Stoffwechsel anzuregen sowie Gift- und Schlackenstoffe auszuscheiden, die den Körper zusätzlich belasten. Eine gute psychologische Vorbereitung hilft indes dabei, mit dem Stress besser umzugehen, den chirurgische Eingriffe zwangsläufig mit sich bringen. Empfehlenswert sind etwa gezielte Entspannungs- oder Atemübungen, womit sich auch Yoga oder Meditation als geeignete Prehabilitationsmaßnahmen anbieten.
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